?Das Drama der Christen ist groß?

?Das Drama der Christen ist groß?
18.04.08
Dialog in Grafenberg: Der Theologe Matthias Kopp über die Lage der christlichen Minderheit im Nahen Osten.

Der Nahe Osten ist ohne Christen nicht denkbar.? Deshalb müsse der Westen ? sei es Berlin oder die Europäische Union ? entsprechende Mittel bereitstellen, damit Christen in der Region bleiben können und eine Perspektive haben. Diese Auffassung vertrat Matthias Kopp, Sprecher der Staatskanzlei Nordrhein-Westfalen und Leiter der Pressestelle, am 17. April 2008 auf einer Veranstaltung der Reihe ?Dialog in Grafenberg?. Der Theologe sprach über das Thema ?Explodiert der Nahe Osten? Von der Chance zum Frieden zwischen Bagdad und Jerusalem.?

 

Kopp kennt die Lage im Nahen Osten sehr genau - aus vielen Reisen vor Ort und aus seiner früheren Tätigkeit im Vatikan. Er ist Mitglied einer Kommission in Rom, die den Papst beim Thema Naher Osten berät.

 

Deshalb weiß er aus eigener Anschauung, wie verzweifelt die Lage der christlichen Minderheit im Irak ist. Seit dem Sturz Saddam Husseins und der Einführung des Islams als Staatsreligion werden dort Kirchen geschändet und Christen verfolgt: ?Das Drama der Christen ist groß?, sagte Kopp ? und verweist besorgt auf den Exodus der Christen aus dem Irak. Waren 1990 noch 6,4 Prozent der irakischen Bevölkerung   Christen, 2003 waren es 3,3 Prozent, sind es heute nur noch 2,3 Prozent.

 

Dabei übernehmen sie wichtige Aufgaben in der irakischen Gesellschaft: So sind 21 Prozent der Schulen im Irak   in christlicher Trägerschaft. Auch in Palästina beobachtet Kopp einen Exodus der Christen. 1,9 Prozent der palästinensischen Bevölkerung haben derzeit noch den christlichen Glauben. Zugleich übernimmt diese Minderheit 38 Prozent der schulischen Versorgung und 41 Prozent der Gesundheitsversorgung. Engagierte Christen helfen karitativ und kümmern sich um die Ärmsten der Armen in den palästinensischen Gebieten ? und haben damit, wie Kopp sagte, ?wichtige Funktionen? inne.

Der Theologe meinte, dass sich die Lage der Christen vor Ort auch bessern könnte, wenn endlich Frieden in der Region einkehren würde. Wie stehen die Chancen auf Frieden im Nahen Osten? Kopp stellte einen 10-Punkte-Plan vor, unter welchen Bedingungen ein uneingeschränkter Friede möglich sein könnte. Voraussetzungen dafür wären u.a., dass es zwei lebensfähige Staaten Israel und Palästina gibt, die sich gegenseitig anerkennen, die eindeutig völkerrechtliche Klärung der Jerusalem-Frage sowie der Golan-Höhen. Ein wichtiger Punkt dabei ist für Kopp auch der Auftrag der Kirchen: ?Wir müssen einen Trialog der Religionen in Gang bringen? ? also intensive Gespräche zwischen Christen, Juden und Muslimen.

Annette Rueß

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