Etwa 1885 - 1890 wurde auf dem Grundstück Grafenberger Allee
399 ein Gartenlokal "Erholung" errichtet "Erholung" am
Stadtrand" so schrieb eine Düsseldorfer Zeitung vor vielen
Jahren, anläßlich des 75 jährigen Bestehens des Grafenberger
Heimat und Bürgervereins.
"Szenen einer Idylle: Ein alteingesessener Düsseldorfer hütet
diese Ansichtskarte aus dem Jahre 1898 - eine Familie grüßt
damit die Freundin zum Jahreswechsel -, als liebenswerten
Schatz. Wer aber erinnert sich noch an die große
Ausflugsgaststätte "Erholung", die über einen Festsaal, einen
großen Wirtsgarten, und in der Nachbarschaft über einen
hübschen See (Ostparkteich) zum Kahnfahren verfügte?
Das beliebte Gasthaus stand an der Grafenberger Chaussee, der
heutigen Grafenberger Allee und hatte die Hausnummer 399. Das
war in unmittelbarer Nähe der Bahnschranke auf dem Straßenstück
zwischen Irmgard- und Limburgstraße. Pächter war der Wirt Franz
Schieffer.
Gebaut wurde die "Erholung" in den Jahren 1893 bis 1895 von
den Düsseldorfer Bankiers Anton Wiebels und Wilhelm Auffermann.
Und die Straßenbahn gab es, wie das zierliche Bildwerk zeigt,
damals auch schon." Das Haus wurde in "Fachwerkbauweise"
errichtet und hatte 3 Etagen. Sicherlich auffallend in der
sonst noch unbebauten Gegend zu der damaligen Zeit.
Grafenberger Chaussee 399-401
Das unbebaute Eckgrundstück 395/397 (Flur 1673/8) wurde vom
Landmesser Rudolf Schafft, der damals im Hause Irmgardstr. 3
wohnte erworben. Die Restauration (Grafenberger Allle 399;
(Flur 765/8 und 764/8) wurde von Josef Aders angekauft.
1918 kaufte Mutter Maria Theresia Tauscher, vom Orden der
Carmeliten vom göttlichen Herzen Jesu die Grundstücke und
Aufbauten, von Herrn Rudolf Schafft, einem Städt. Landmesser,
zum Preise von 26.00 M je qm. Flur 1673/8 Das Haus hieß nun
"St.Josephsheim - Stiftung" für heimatlose Kinder. Gleichzeitig
kauften die Carmeliten die Grunstücke Flur 765/8 und 764/8 von
Herrn Jos Aders, früher Brauerreidirektor, jetzt Rentner.
Die Schwestern bauten Haus und Festsaal an und um, wie der
Zeichnung im Vergleich zum Foto der Gartenwirtschaft, zu
entnehmen ist. Der Festsaal wurde eine Kapelle mit Oratorium
und Sakristei. Es war also nicht die erste kath. Kirche in
Grafenberg denn die Ursula-Kirche bestand schon.
Der in Grafenberg damals tätige Kaplan Hochherz schrieb 1965,
anläßlich des 100 jährigen Bestehens der Firma F.A.Crux, dem
Inhaber einen Glückwunsch und erwähnte, sich noch gut an die
Besuche im "Kinderheim" zu erinnern. 1922 war der Bauplan für
den Bau des Hauses Grafenberger Allee 401 fertig gestellt, doch
wurde das Vorhaben wegen der schlechten wirtschaftlichen
Verhältnisse erst in der zweiten Hälfte der Zwanziger Jahre vom
neuen Eigentümer, der Firma F.A. Crux verwirklicht.
Nur 10 Jahre konnten die Schwestern das Heim halten.
Wahrscheinlich waren wirtschaftliche Gründe maßgebend für die
Veräußerung.
Zeichnung:Kapellenansicht zur Irmgardstr.
Grundriß des Kinderheimes 1922
Plan für den Aufbau Grafenberger Allee 401
1928 verkaufte das Kinderheim St. Theresia in Neuss, Graf
Landsbergstr. 3 im Auf trage der "St. Josephsheimstiftung für
heimatlose Kinder" zu Vechta alle Grundstücke Flur 12 1900/8
Grafenberger Allee, 1901/8 Grafenberger Allee, 1902/8
Irmgardstr. und 1 903/8 Irmgardstr. an Herrn Theodor Crux,
Kaufmann zu Düsseldorf.
Bezeichnend für die Zeit der Wirtschaftskrise ist ein Brief
des Kinderheimes mit der Bitte, zusätzlich zur vereinbarten
Zahlung Mk. 2.000,00 zu überweisen, da sich das Kinderheim
Neuss in großer Verlegenheit befände. In dem Antwortbrief
schreibt der neue Eigentümer, er habe schon im April, die erst
am 1.7.31 fällige Rate von Mk 4.000,00 überwiesen nun könne er
dem neuen Wunsch beim besten Willen nicht entsprechen wegen der
außerordentlich schlechten Wirtschaftslage.
Die Steuern und sonstigen Lasten sind so drückend wie man das
bei Vertragsabschluß vor 3 Jahren nicht voraussehen konnte.
Theodor Crux verlagerte die Fabrikation von Zwieback - Keks -
Biskuits von der Schadowstr. 73 nach Grafenberg. Neuer Besitzer
wurde die Firma F.A.Crux, Zwieback-Keks-Bikuitfabrik.
Firma F.A.Crux - 1929 Erhebliche bauliche Veränderungen waren
erforderlich um eine zeitgemäße, rationellere Fabrikation zu
ermöglichen. Der Garten 401 und die Kapelle 399 wurden
unterkellert, der Garten teilweise überbaut und die Häuser 399
und 401 den veränderten Verhältnissen angepaßt.
Die Obergeschosse von 399 wurden zur Wohnung der Familie des
Inhabers. Die zugemauerten Fenster der Kapelle waren noch
deutlich von der Irmgardstraße aus zu erkennen. In 401
Erdgeschoß wurden Büroräume und in der 1. Etage die
Schokoladenabteilung eingerichtet. Im Hofraum, früher Garten,
stand das Kesselhaus zum Beheizen der Öfen. Die Kohlen kamen
mit Pferdefuhrwerken vom Bahnhof Grafenberg und wurden vor dem
Torweg abgekippt. "Eu" und andere Nichtseßhafte kamen dann aus
dem Caritasheim, Rather Broich gerne um die Kohlen mit der
Schubkarre in das Kesselhaus zu karren.
Nicht nur wegen der Vergütung sondern auch wegen der großen
Tüte "Bruch" (Bruchzwieback), die zu jeder Handreichung
gehörte. Der Inhaber legte Zeit seines Lebens großen Wert auf
die Gestaltung eines gepflegten Vorgartens der erst in den
60iger Jahren der Straßenverbreiterung weichen mußte. Die
Grundstücke Ecke Irmgardstraße waren nicht bebaut, dort
entstand ein großer Garten der von den gewerblichen
Angestellten in der Wirtschaftskrise gepflegt wurde denn in der
Fabrik war kaum Arbeit. Keiner wurde entlassen.
Erfolg, 1936 mußten die Grundstücke Grafenberger Allee -
Irmgardstr. Flur 12 - 1902/8, 1903/8, 1900/8, 1901/8, aus
Gründen der Umschuldung verkauft werden und dort sind dann
Wohnhäuser gebaut worden. Beim Schützenfest in Grafenberg
wurden in alle Fenster der Häuser 399 und 401 Lichter gestellt.
Die kleinen Glasvasen waren mit Kordeln am Fensterrahmen
befestigt damit der Wind sie nicht wegblies. Im Vorgarten stand
ein großer Fahnenmast an dem die Düsseldorfer Fahne gehißt
wurde.
399 - 1938 Bombenschäden am Haus 399 -1946
1960 wurde die Zwiebackfabrik verlagert und die Häuser
Grafenberger Allee 399 und 401 umgebaut. Es entstand ein großer
Supermarkt, das Haus 401 wurde aufgestockt, die hinteren
Produktionsräume abgerissen und ein Parkplatz geschaffen.
Leider wurde damals die Fassade des Hauses 399, die starke
Bombenschäden zeigte, entfernt und verputzt. Blick auf die
Zerstörungen gegenüber 399, - 1946 - mit Vautierstr. und
Burgmüllerstr. links das Haus des Zahnarztes Dr.Schöning
Der gleiche Blick 1996 Der gleiche Blick 1996 auf die
Grafenberger Allee 399 und 401
Etwa 1930
Theodor Crux
An der Thomaskirche 14
40470 Düsseldorf