Als vaterlandslose Gesellen und Turbokapitalisten - so
werden Unternehmer in Deutschland, die in Niedriglohnländern
investieren und hohe Gewinne erzielen, in der öffentlichen
Debatte häufig beschimpft.
Und zwischen sozialer Verantwortung
und Gewinnstreben wird oftmals ein Widerspruch
konstruiert.
Zu Unrecht, sagte Ulrich Wlecke, Geschäftsführer bei der Unternehmensberatung Alix Partners, auf einer Veranstaltung der Reihe "Dialog in Grafenberg" am 3. September 2007 vor rund 40 Besuchern. Denn es sei die wichtigste soziale Pflicht eines Unternehmers, sein Unternehmen dauerhaft zu erhalten.
"Ein Unternehmen kann nur sozial sein, wenn es dauerhaft Erfolg hat und Gewinne erwirtschaftet", führte der Berater in seinem Vortrag "Die soziale Verantwortung des christlichen Unternehmers und Managers in wirtschaftlich schweren Zeiten" weiter aus. Als Beleg für seine These zitierte Wlecke u.a. auch aus der Enzyklika "Centesimus annus": "Die Kirche anerkennt die berechtigte Funktion des Gewinnes als Indikator für den guten Zustand und Betrieb des Unternehmens."
Für den Berater ist eine ganz andere Fragestellung
relevant: "Nicht der Gewinn ist das Problem - sondern
was man damit macht." Er appelliert an die Unternehmer,
sich sozial zu engagieren und einen Teil des Gewinnes als
Spender, Sponsor oder Stifter an die Allgemeinheit
zurückzugeben. Viele erfolgreiche Unternehmer und Manager
würden dies bereits tun, ohne groß darüber zu
reden. So sei "das Gewinnstreben durchaus mit den
christlichen Werten vereinbar", betonte Wlecke.
In Zeiten der Globalisierung verlagern deutsche
Unternehmer Arbeitsplätze in Niedriglohnländer. Nur so
können viele im Wettbewerb mit den neuen
Spielern aus China, Indien oder Osteuropa, die ein
ganz anderes Kostenniveau haben, mithalten. Das sei nicht
unsozial, sagte Wlecke, im Gegenteil: "Sie sichern damit
soziale Aufgaben im Heimatland wie etwa die Sicherung von
Arbeitsplätzen als auch im Investitionsland, indem sie einen
Beitrag zur Entwicklung leisten". Denn die
soziale Verantwortung eines Unternehmers sei nicht nur auf sein
Land beschränkt.