Die Sozialsysteme in Deutschland stehen vor großen
Veränderungen. Die Kosten bei den Renten und im
Gesundheitsbereich explodieren, der Staat kann die steigenden
Ausgaben auf Dauer nicht mehr finanzieren.
Das hat zur Folge, dass jeder Einzelne künftig deutlich mehr
private Vorsorge für seine soziale Absicherung treffen muss.
"Ich kann hier keine Heilsversprechen geben, sondern muss ihnen
offen mitteilen: Egal wie die Veränderungen oder auch
Einsparmöglichkeiten aussehen werden, es wird für den Einzelnen
teuerer werden", sagte Hildegard Müller, Staatsministerin im
Bundeskanzleramt und Mitglied des Bundestages, am 15. Oktober
2007 auf einer Veranstaltung der Reihe "Dialog in
Grafenberg".
Das CDU-Mitglied sprach vor rund 90 Teilnehmern über das Thema
"Sozialsysteme im Wandel - aus christlicher Sicht". Die
deutschen Sozialversicherungen basieren - einfach ausgedrückt -
darauf, dass diejenigen, die Arbeit haben, für diejenigen
sorgen, die keine Arbeit haben.
Die Hauptlast dabei tragen die abhängig Beschäftigten. Dieses
System hat über Jahrzehnte gut funktioniert, doch in den
vergangenen 20 Jahren haben sich die Grundlagen laut Müller
"irreversibel" verändert.
Zum einen sorgt der demographische Wandel dafür, dass es immer
weniger Kinder und immer mehr Rentner gibt. Zum anderen
erwerben heute viele Menschen zunehmend andere Einkünfte als
die aus ihrer Erwerbstätigkeit. Zudem gibt es nicht mehr die
eine Erwerbsbiographie, sondern mehr Brüche. "Wir müssen
deshalb unsere Sozialsysteme grundlegend umbauen", fordert
Müller.
In diesem Zusammenhang nennt die CDU-Parteipolitikerin einige
"unbequeme Wahrheiten": Die Rentenversicherung kann künftig
keine Lebensstandardsicherung mehr abdecken, sondern nur noch
eine Grundversorgung.
Und Müller plädiert hier für einen Systemwechsel: Die
Finanzierung der Rentenversicherung über die abhängig
Beschäftigten sei nicht mehr zeitgemäß. "Eine Finanzierung über
das Steuersystem ist sozial gerechter", betont die
Staatsministerin. Auch im Gesundheitsbereich sei eine
Finanzierung über das Steuersystem tragfähiger.
Beim Thema Gesundheit sei ebenfalls die unbequeme Wahrheit,
dass der Einzelne sich mehr finanziell beteiligen muss: " Wir
werden künftig mehr unseres verfügbaren Einkommens für
Gesundheit ausgeben müssen", so Müller. Dasselbe gelte auch für
die Pflegeversicherung, wo mittelfristig auch eine private
Zusatzversicherung nötig sein werde. Müller rechnet damit, dass
eine solche Systemumstellung zehn bis zwanzig Jahre dauern
wird.
Die Politik kann zielgenau denjenigen helfen, die aus eigener
Kraft nicht mehr in die private Vorsorge investieren
können.
Müller ist sich aber sicher, dass mit den notwendigen
Reformschritten auch für die zukünftigen Generationen
verläßliche Sozialsysteme garantiert werden können.
Annette Rueß
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12.04.14
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